Frühlingsboten sind Hoffnungsträger!
Wildgänse fliegen über unser Haus. Immer mehr und mehr in ihrer V-Formation… und berühren mein Herz, dass sich Wildgänsehaut über meinem Körper ausbreitet und meine Augen feucht werden.
Als ich sie im letzten Herbst in den Süden fliegen sah, war ich in Abschiedsstimmung. Nicht nur vom Sommer, dessen bunte Farben sich in warme, goldenen Töne verwandelten, um eine lange Zeit der Stille einzuläuten, der Farb- und Leblosigkeit und Kälte. In den letzten beiden Jahren schon war es für mich der Herbst, das Jahresende, an dem ich geliebte Menschen in die Ewigkeit verabschieden musste. Nicht nur die, welche ihren Lebensherbst bereits erreicht hatten und erlöst wurden von ihren Leiden, sondern auch die, welche scheinbar aus der frühlingshaften Blüte ihres jungen Lebens herausgerissen wurden. Als verhalte sich die gesamte Schöpfung entsprechend meiner Trauer, fielen leblose Blätter von den Bäumen, zogen sich Tiere zurück in ihre Winterquartiere, suchten Schutz und entflohen der schmerzenden Kälte und dem trostlosen Sterben.
Doch heute kehren sie zurück, die Wildgänse, in innerer Überzeugung, dass der Winter vorüber geht. Leben erwacht. Hoffnung steigt auf. Auferstehungshoffnung – in der Natur und in mir. Die Sonne steigt höher, scheint wärmer, schmilzt in den Bergen den letzten Schnee und erwärmt die Erde, aus der schon die ersten Frühlingsboten sprießen und süßen Duft verbreiten. Frühlingsboten sind Hoffnungsträger! Die Tage werden länger und in mir erwachen Erinnerungen an warme, leichte, fröhliche Sommertage, an denen meine Seele und mein Körper aufatmen können…
In all dem Gehen und Kommen, Loslassen und Wachsen, Sterben und Blühen begegnet mir Gott, in dem selbst Ursprung und Ziel allen Lebens ist. Mein Schöpfer-Gott, der bleibt. Er bleibt gut. Treu. Schenkt Leben. Lässt vergehen und wieder auferstehen. Erfrieren und erwärmen. Sterben und vermehren. Tag um Tag, Jahr um Jahr, Zeit um Zeit – um eines Tages alles neu zu machen. Für ewig.
So erinnert mich die letzte vorbeifliegende Gans daran, wohin meine Reise geht… an meine Bestimmung, den Grund meines Lebens und meiner Hoffnung: Für immer Sein, Ihm nah auf ewig, lebendig, neu, erwärmt und frei – durch Ihn, das wahre Leben! Heute schon. Und erst recht wenn mein Lebensherbst naht und nach dem letzten Abschied endgültig und ewig Leben kommt…
Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.
Die Bibel, Prediger 3:11
Wofür brauchst du heute Hoffnung? An welche Wahrheit kannst du dich heute erinnern lassen, wenn du mit offenen Augen und einem wachen Herzen durch die Natur gehst und neues Leben entdeckst? Lass uns von der Schöpfung lernen und mit den Rhythmen des Lebens gehen – wie die Wildgänse fliegen – und mutig einem neuen Anfang entgegensehen, wo er sich gerade ankündigt…!